Indigene getötet und verletzt

Indigenentreffen in Oaxaca

Indigenentreffen in Oaxaca

Am 16. Oktober wurden fünf Angehörige einer Indigenenorganisation im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca von bewaffneten Männern angegriffen und zwei von ihnen getötet, zwei weitere verletzt. Die Überlebenden des Anschlags müssen weitere Übergriffe befürchten.

Appell an

INNENMINISTER
Lic. José Francisco Blake Mora
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez
Del. Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06600
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Señor Secretario)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GENERALSTAATSANWÄLTIN VON OAXACA
Lic. María de la Luz Candelaria Chiñas
Procuradora General de Justicia del Estado de Oaxaca
Centro Administrativo del Poder Ejecutivo y Judicial
Edificio Jesús "Chu" Rasgado A, ala 2, 2do nivel,
Reyes Mantecón
San Bartolo Coyotepec, C.P. 71257
Oaxaca
MEXIKO
(korrekte Anrede: Estimada Procuradora /Dear Attorney General)
Fax: (0052) 951 501 6900 Durchwahl: 20635
E-Mail: lpedroarenag@hotmail.com

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Centro Regional de Derechos Humanos "Bartolomé Carrasco"
E-Mail: barcadh09@gmail.com

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. Dezember 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ergreifen Sie bitte unverzüglich und in Absprache mit den Betroffenen wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz.

  • Führen Sie umgehend eine umfassende und unabhängige Untersuchung dieser wie auch aller früheren Übergriffe auf Bewohner_innen von San Juan Copala durch, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Untersuchen Sie die mutmaßlichen Verbindungen der örtlichen Behörden zu bewaffneten Gruppen in der Region.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of the two Indigenous women and their families;

  • Urging the authorities to provide them and their families with effective protection, in strict accordance with their wishes;

  • Calling on the authorities to conduct full, prompt and impartial investigations into the recent attack on the two women, and into all previous attacks on residents of San Juan Copala, and to make the results public and to bring those responsible to justice;

  • Calling on the authorities to guarantee all human rights for the residents of San Juan Copala, who have been under attack for years, and to investigate alleged links between armed groups and local authorities.

Sachlage

Am Nachmittag des 16. Oktober gerieten fünf Mitglieder der Indigenenorganisation MULTI (Movimiento de Unificación y Lucha Triqui Independente) in einen Hinterhalt bewaffneter Männer, die anscheinend in Kontakt zu Vertreter_innen örtlicher Behörden stehen. Bei dem Anschlag wurden die beiden MULTI-Mitglieder Teresa Ramírez Sánchez und Serafín Ubaldo Zurita getötet. Zwei weitere Männer und eine Frau, deren Namen aus Sicherheitsgründen hier nicht genannt werden, überlebten den Anschlag verletzt. Einer der Männer wird derzeit noch im Krankenhaus behandelt.

Den drei Überlebenden wurde, obwohl sie mit weiteren Angriffen rechnen müssen, kein Schutz gewährt. Der Anschlag ereignete sich in der Region Triqui nahe der Ortschaft Tres Cruces auf der Straße zwischen Santiago Juxtlahuaca und Yosoyuxi.

Die Organisation MULTI hat die rund 700 in San Juan Copala lebenden Triqui und andere Triqui-Gemeinschaften unterstützt, als diese am 1. Januar 2007 die autonome Gemeinde San Juan Copala ausriefen. Im September 2010 besetzten bewaffnete Indigene die Stadt San Juan Copala und übernahmen dort die Amtsgeschäfte. Dabei handelte es sich um Mitglieder der beiden Indigenenorganisationen UBISORT (Unión para el Bienestar Socila de la Región Triqui) und MULT (Movimiento Unicifado de Lucha Triqui). Sämtliche MULTI-Mitglieder flohen aus der Stadt und siedelten sich in benachbarten Gegenden wie etwa Yosoyuxi an.

Schon seit Jahren machen sich MULT, UBISORT und MULTI gegenseitig die Kontrolle über die Gegend von San Juan Copala streitig. Bewaffnete Gruppen von UBISORT und MULT agieren dort in völliger Straflosigkeit. Sie sollen Verbindungen zu Vertreter_innen der lokalen Behörden unterhalten, die bis heute keinerlei Maßnahmen zur Entwaffnung der Gruppen ergriffen haben. Ebenso wenig haben die Behörden Initiative zum Schutz der Gemeinden erkennen lassen oder die für Übergriffe Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die indigene Gemeinde von San Juan Copala befand sich von November 2009 bis September 2010 in einer Art Belagerungszustand. Das Dorf war von bewaffneten Gruppen umzingelt, welche in dem Versuch, die Bewohner_innen einzuschüchtern, täglich Schüsse in die Ortschaft hinein abfeuerten. Die meisten der Dorfbewohner_innen hatten die Organisation MULTI in dem Bemühen unterstützt, eine unabhängige örtliche Verwaltung zu schaffen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Oaxaca ist bisher keiner der Verantwortlichen für die in den vergangenen drei Jahren begangenen Tötungen oder andere gegen MULTI-Anhänger gerichteten Gewaltakte, darunter sexuelle Übergriffe gegen Frauen, vor Gericht gebracht worden. Am 27. April 2010 wurde in der Nähe von San Juan Copala ein Hilfskonvoi zur Zielscheibe eines Anschlags bewaffneter Männer. Die Angreifer töteten Jyri Antero Jaakkola und die auch unter dem Namen Bety bekannte Menschenrechtsverteidigerin Alberta Cariño Trujillo. Am 7. September wurden zwei indigene Frauen aus San Juan Copala von bewaffneten Männern angegriffen und verletzt. Bislang ist noch keiner der für die Übergriffe Verantwortlichen vor Gericht gestellt worden. Die Inter-Amerikanische Menschenrechtskommission hat die mexikanischen Behörden am 7. Oktober eindringlich aufgerufen, für den Schutz der gefährdeten Gemeinden Sorge zu tragen.

Das überwiegend von indigenen Triqui bevölkerte Gebiet ist eine der ärmsten und unruhigsten Regionen des Landes. Seit über 30 Jahren sind dort bewaffnete Gruppen mit mutmaßlichen Verbindungen zu den örtlichen Behörden und den Behörden des Bundesstaates aktiv. Sie drangsalieren und töten Angehörige der Triqui wegen ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer der örtlichen Indigenenorganisationen. Seit November 2009 hat sich die Situation zugespitzt. Die Behörden des Bundes und der Einzelstaaten sind nur selten tätig geworden, um die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Die in Oaxaca regierende Partei PRI ist beschuldigt worden, durch die Bildung bewaffneter und gewaltbereiter politischer Gruppen den Konflikt in der Region weiter zu schüren.

Die UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker legt in Artikel 7(2) dar: "Indigene Völker haben das kollektive Recht, als eigenständige Völker in Freiheit, Frieden und Sicherheit zu leben, und dürfen keinen Völkermordhandlungen oder sonstigen Gewalthandlungen […] ausgesetzt werden."