Indigene Frauen angegriffen

Am 7. September griffen bewaffnete Männer zwei indigene Frauen aus dem Ort San Juan Copala im Bundesstaat Oaxaca im Süden Mexikos an. Eine der Frauen wurde vergewaltigt, auf die zweite wurde geschossen. Da der Angriff den Behörden gemeldet wurde, könnten den Frauen und ihren Familien Vergeltungsmaßnahmen drohen.

Appell an

INNENMINISTER
Lic. José Francisco Blake Mora
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez
Del. Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06600
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister/Señor Secretario)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GENERALSTAATSANWÄLTIN VON OAXACA
Lic. María de la Luz Candelaria Chiñas
Procuradora General de Justicia del Estado de Oaxaca
Centro Administrativo del Poder Ejecutivo y Judicial
Edificio Jesús "Chu" Rasgado A, ala 2, 2do nivel, Reyes Mantecón, San Bartolo Coyotepec, C.P. 71257
Oaxaca, MÉXICO
(korrekte Anrede: Estimada Procuradora /Dear Attorney General)
Fax: (0052) 951 501 6900 Durchwahl: 20635
E-Mail: lpedroarenag@hotmail.com

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Centro Regional de Derechos Humanos "Bartolomé Carrasco"
E-Mail: barcadh09@gmail.com

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 22. Oktober 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich mache mir große Sorgen um die Sicherheit der beiden indigenen Frauen, die am 7. September angegriffen wurden, wobei eine vergewaltigt und auf die andere geschossen wurde. Auch ihre Familien sind in Gefahr.

  • Ergreifen Sie unverzüglich und in Absprache mit den Betroffenen wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz.

  • Führen Sie umgehend eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Angriffs auf die beiden Frauen durch, ebenso wie zu allen früheren Angriffen auf Bewohner_innen von San Juan Copala, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Stellen Sie die Wahrung der Menschenrechte für alle Bewohner_innen von San Juan Copala sicher, die seit Jahren angegriffen werden und untersuchen Sie die mutmaßlichen Verbindungen der örtlichen Behörden zu bewaffneten Gruppen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of the two Indigenous women and their families;

  • Urging the authorities to provide them and their families with effective protection, in strict accordance with their wishes;

  • Calling on the authorities to conduct full, prompt and impartial investigations into the recent attack on the two women, and into all previous attacks on residents of San Juan Copala, and to make the results public and to bring those responsible to justice;

  • Calling on the authorities to guarantee all human rights for the residents of San Juan Copala, who have been under attack for years, and to investigate alleged links between armed groups and local authorities.

Sachlage

Die beiden Triqui-Frauen, deren Namen hier zu ihrem Schutz nicht genannt werden, waren nach Lebensmitteleinkäufen im Nachbarort zu Fuß auf dem Rückweg nach San Juan Copala im Gebiet des indigenen Volkes der Triqui im Bundesstaat Oaxaca, als sie gegen 13 Uhr von bewaffneten Männern angegriffen wurden. Sie berichteten den Gemeindesprecher_innen in San Juan Copala, dass eine von ihnen vergewaltigt und auf die andere geschossen wurde, als sie flüchten wollte. Beide Frauen überlebten den Angriff und schafften es, die fünf Kilometer nach San Juan Copala zurückzulegen.

San Juan Copala wird seit neun Monaten belagert und ist von bewaffneten Gruppen umstellt. Da es in dem Ort keine medizinische Einrichtung gibt, konnten die Frauen erst am 9. September medizinisch versorgt werden, als ein Krankenwagen mit zwei Ärzt_innen in San Juan Copala eintraf. Das Ambulanzfahrzeug wurde von über 40 Polizeibeamt_innen eskortiert. Man hat die Frauen in ein Krankenhaus in einem Nachbarort gebracht, doch ihren Familien könnten Vergeltungsmaßnahmen drohen. Die Behörden schützen weder die beiden Frauen noch ihre Familien in angemessener Weise.

In den vergangenen Jahren wird aufgrund der Aktivitäten bewaffneter Gruppen, die straflos im Gebiet der Triqui in Oaxaca operieren, vermehrt über Angriffe und Tötungen berichtet. Am 27. April 2010 wurden die Menschenrechtsverteidigerin Alberta Cariño Trujillo und der finnische Beobachter Jyri Jaakkola von bewaffneten Männern überfallen und getötet. Einige der bewaffneten Gruppen sollen Verbindungen zu den örtlichen Behörden haben. Dieselben Behörden haben in mehreren Fällen nichts unternommen, um Angriffe zu verhindern oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, so auch in Fällen von Verschleppung und Vergewaltigung von Frauen und Mädchen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die 700 Triquis des Ortes San Juan Copala und andere nahe gelegenen Triqui-Gemeinschaften haben am 1. Januar 2007 die autonome Gemeinde San Juan Copala ausgerufen. Da sie sich selbst verwalten, erkennen sie die Autorität bestehender Verwaltungsbeamter in den großen Ortschaften der Region nicht an, die nicht zum Volk der Triqui gehören.

Das überwiegend von indigenen Triqui bevölkerte Gebiet ist eine der ärmsten und unruhigsten Regionen des Landes. Seit über 30 Jahren kommt es dort zu zwischengemeinschaftlichen Konflikten, bei denen bereits zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sind, darunter allein mehrere in den vergangenen Monaten. Die Bundesbehörden und die Behörden des Bundesstaates ziehen die Verantwortlichen fast nie zur Rechenschaft und der regierenden Partei PRI (Partido Revolucionario Institucional) wird vorgeworfen, den Konflikt in der Region durch eigene gewalttätige und bewaffnete politische Gruppen noch zu verschärfen.

Am 17. April 2010 wurde José Celestino Hernández Cruz aus San Juan Copala von Mitgliedern einer bewaffneten Gruppe getötet. Am 20. Mai erschoss man den Indigenensprecher Timoteo Alejandro Ramirez und seine Frau Cleriberta Castro Aguilar in ihrem Haus in San Juan Copala. Timoteo Ramirez war einer der wichtigsten politischen Persönlichkeiten in San Juan Copala. Für diese und andere Morde ist bislang niemand zur Rechenschaft gezogen worden.

Die UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker legt in Artikel 7(2) dar: Indigene Völker haben das kollektive Recht, als eigenständige Völker in Freiheit, Frieden und Sicherheit zu leben, und dürfen keinen Völkermordhandlungen oder sonstigen Gewalthandlungen, […] ausgesetzt werden.