Pressemitteilung 12. November 2014

Katar: Maßnahmen gegen Ausbeutung und Zwangsarbeit erbärmlich

Amnesty: Angekündigte Reformen verfehlen Kern des Problems

BERLIN, 01.12.2014 - Katar bleibt weiterhin dringend notwendige Reformen zum Schutz von Arbeiterinnen und Arbeitern schuldig. Das stellt Amnesty International in einem heute veröffentlichten Bericht fest. Vor sechs Monaten hatte die Regierung eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, um die Ausbeutung im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2022 zu bekämpfen.

"Katar hat den Zuschlag für die Fußball-WM bereits vor vier Jahren erhalten. Bisher ist im Kampf gegen die weit verbreitete Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften aber erbärmlich wenig passiert", sagt Regina Spöttl, Katar-Expertin von Amnesty International in Deutschland.

Amnesty International forderte die Behörden wiederholt auf, das umstrittene Sponsorengesetz abzuschaffen. Das Gesetz verpflichtet ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten. Das kann dazu führen, dass ausgebeutete Arbeitsmigrantinnen und -migranten in Katar festsitzen und nicht ausreisen können. Außerdem fördert es die Zwangsarbeit.

"Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaften 2022 versprachen die Behörden in Katar immer wieder substantielle Veränderungen. Vor allem bei dem zentralen Thema Sponsorengesetz gehen die Reformen aber viel zu langsam voran", sagt Spöttl.

Amnesty International hat in den letzten zwölf Monaten in zwei umfangreichen Berichten die ausbeuterischen Praktiken in Katar dokumentiert: auf Großbaustellen und beim Hauspersonal. Berichtet wurde unter anderem über ausstehende Löhne, harte und gefährliche Arbeitsbedingungen, heruntergekommene Unterkünfte und schockierende Einzelheiten von Zwangsarbeit. Haushaltsangestellte sind neben exzessiven Arbeitszeiten vor allem immer wieder physischer und sexueller Gewalt ausgesetzt.

Nach kritischen Medienberichten und dem internationalen Druck von Amnesty International und anderen Organisationen leiteten die Behörden in Katar Untersuchungen ein und kündigten im Mai 2014 Änderungen des Sponsorensystems und der Ausreisebestimmungen an. "Die Reformvorschläge sind enttäuschend und verfehlen den Kern des Problems", sagt Spöttl. "Aber selbst diese minimalen Reformen sind bis heute nicht umgesetzt."

Gerne senden wir Ihnen den Bericht "No Extra Time: How Qatar is still Failing on Workers" zu und vermitteln Interviews. Bitte wenden Sie Ihre Anfragen an die Pressestelle.

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