Amnesty Report Papua-Neuguinea 19. Mai 2010

Papua-Neuguinea 2010

Amtliche Bezeichnung: Unabhängiger Staat Papua-Neuguinea Staatsoberhaupt: Königin Elizabeth II., vertreten durch Generalgouverneur Paulias Matane Regierungschef: Michael Somare Todesstrafe: in der Praxis abgeschafft Einwohner: 6,7 Mio. Lebenserwartung: 60,7 Jahre Kindersterblichkeit (m/w): 70/68 pro 1000 Lebendgeburten Alphabetisierungsrate: 57,8%

2009 war eine Zunahme von Tötungen wegen angeblicher Hexerei zu verzeichnen. Die Regierung unternahm kaum etwas, um das Problem anzugehen oder die Täter vor Gericht zu bringen. Frauen und Mädchen waren körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt, die dafür Verantwortlichen wurden nur äußerst selten zur Rechenschaft gezogen. Die Polizei vertrieb weiterhin gewaltsam Gemeinschaften aus Bergbaugebieten. Die HIV-Infektionsraten waren die höchsten in der Region, dennoch gab es keinen angemessenen Zugang zu Tests oder zu Behandlung, Pflege und Vorsorge.

Widerrechtliche Tötungen

  • Im Januar 2009 zog eine Gruppe von Männern eine von ihnen der Hexerei bezichtigte Frau nackt aus und verbrannte sie anschließend bei lebendigem Leib auf der Müllhalde Kerebug in der Stadt Mount Hagen. Polizeikommandanten der Provinzen Östliches Hochland und Chimbu bestätigten, in den dortigen Regionen im Jahr 2008 mehr als 50 Morde im Zusammenhang mit "Hexerei" registriert zu haben.

    Im Februar 2009 erschossen Dorfbewohner einen 60-jährigen Mann, warfen ihn ins Feuer und verbrannten zudem seinen Sohn bei lebendigem Leibe, nachdem sie die beiden beschuldigt hatten, durch Hexerei den Tod eines prominenten Mitglieds der Gemeinde verursacht zu haben.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen

Physische, psychische und sexuelle Misshandlungen stellten weiterhin ein eklatantes Problem dar.

  • Im April 2009 wurde ein Polizeibeamter in Moresby wegen Vergewaltigung und Entführung eines 13-jährigen Mädchens angeklagt.

  • Im Mai 2009 töteten Polizeibeamte in Lae eine Sexarbeiterin. Auf eine andere Frau prügelten sie ein und fügten ihr dabei schwere Verletzungen zu.

Recht auf Gesundheit – Menschen mit HIV/AIDS

Die HIV-Raten waren die höchsten in der Pazifikregion. Laut einer im Oktober von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Statistik waren 1,4% der Bevölkerung von HIV betroffen. Die Datenerhebung und die kontinuierliche Beobachtung der HIV-Raten waren sehr lückenhaft.

Trotz der Bemühungen, die Gesundheitsversorgung für HIV-infizierte Menschen zu verbessern, bestanden für diese immer noch Probleme in der Palliativversorgung; hinzu kamen Stigmatisierung und Diskriminierung. Beschäftigten in der Gesundheitsfürsorge und Sozialarbeitern mangelte es an Ausbildung im Umgang mit erkrankten Menschen. Gut ausgebildetes medizinisches Personal wanderte zu einem großen Teil aus.

  • In einem historischen Prozess wurde ein Mann von einem Gericht in der Westlichen Provinz wegen "ungesetzlicher Stigmatisierung" eines Mädchens, das sich einem HIV-Test unterzogen hatte, zu einer Geldstrafe von 2000 Kina (ca. 705 US-Dollar) verurteilt. Er hatte das Mädchen außerhalb des Krankenhauses, in dem es sich testen ließ, öffentlich beschuldigt, an AIDS erkrankt zu sein.

Vertreibungen

Zwischen April und Juli 2009 führten Polizeibeamte in Dörfern im Hochland Razzien durch und vertrieben Menschen aus ihren Häusern. Sie brannten mindestens 97 Häuser nieder und zerstörten das Hab und Gut, die Gärten und das Vieh der vertriebenen Personen. Die Vorfälle ereigneten sich in einem Sonderpachtgebiet des Minenabbaus, in dem die Gesellschaft Porgera Joint Venture eine der größten Minen des Landes betreibt. Die Polizei führte ihre Aktionen ohne vorherige Ankündigung oder Diskussion durch. Auch wurde weder eine alternative Unterkunft zur Verfügung gestellt noch auf andere Weise Hilfe geleistet. Die Vertreibung wurde von der Polizei gewaltsam durchgeführt, indem sie die Bewohner u. a. mit Pistolen und Gewehren bedrohte. Polizisten schlugen einige Bewohner und sollen Berichten zufolge drei Frauen während der Vertreibungen vergewaltigt haben.

Amnesty International: Missionen

Delegierte von Amnesty International besuchten Papua-Neuguinea in den Monaten Juli, August und September.

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