Aktuell Erfolg 29. Mai 2015

Todesstrafe in Nigeria

Begnadigung in Nigeria
Moses Akatugba wurde auf Grundlage eines unter Folter erpressten Geständnisses zum Tode verurteilt

Moses Akatugba wurde auf Grundlage eines unter Folter erpressten Geständnisses zum Tode verurteilt

29. Mai 2015 - Das jahrelange Martyrium von Moses Akatugba ist endlich vorbei: der Gouverneur des nigerianischen Bundesstaates Delta hat ihn gestern begnadigt. Moses Akatugba war gefoltert und zum Tod durch Erhängen verurteilt worden, weil er Handys gestohlen haben soll. Amnesty International hatte sich mit weltweiten Kampagnen für ihn eingesetzt.

 

Moses Akatugba wird in den nächsten Tagen freigelassen. Dr. Emmanuel Uduaghan, der Gouverneur des nigerianischen Bundesstaates Delta, erklärte: "Ich habe Herrn Moses Akatugba begnadigt und seine Haftentlassungsanordnung unterzeichnet. Es handelt sich hierbei um den jungen Mann, der mit 16 Jahren zum Tode verurteilt wurde und dessen Fall in den sozialen Medien große Beachtung fand. Amnesty International hat sich des Falls ebenfalls angenommen" Er fügte hinzu: "Ich habe außerdem die Todesurteile dreier weiterer Personen in Haftstrafen umgewandelt."

Seit Juni 2014 hatte Amnesty International weltweit Zigtausende Unterschriften für Moses Akatugba gesammelt. Darüber hinaus hatten Amnesty-Unterstützerinnen und -Unterstützer in den vergangenen Tagen Gouverneur Uduaghan in Facebook- und Twitter-Nachrichten aufgefordert, vor dem Ende seiner Amtszeit am 29. Mai mit der Begnadigung von Moses Akatugba noch ein positives Signal zu senden.

Moses Akatugba bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihren Einsatz:

"Ich bin überwältigt. Ich danke Amnesty International und seinen Aktivistinnen und Aktivisten für die große Unterstützung, die mir geholfen hat, aus dieser Situation gestärkt hervorzugehen. In meinen Augen sind die Mitglieder und Aktivistinnen und Aktivisten von Amnesty International Heldinnen und Helden. Ich verspreche, dass ich mich für die Menschenrechte einsetzen und anderen helfen werde."

Der Einsatz von Amnesty International

Amnesty International hat sich im Rahmen der globalen Kampagne "Stop Folter" für Moses Akatugba eingesetzt. Er war außerdem einer von zwölf ausgewählten Einzelfällen des Amnesty Briefmarathons 2014. Weltweit forderten Mitglieder und Unterstützerinnen und Unterstützer, dass er begnadigt und freigelassen wird und die Foltervorwürfe untersucht werden.

Allein in Deutschland sammelte Amnesty insgesamt über 141.000 Unterschriften und Appelle für Moses Akatugba. Darunter waren über 37.100 Briefe, wovon Tausende von Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Amnesty-Briefmarathons 2014 geschrieben worden waren.

Durch Folter zum „Geständnis“ gezwungen

Das Martyrium von Moses Akatugba begann im November 2005. Der damals 16-Jährige erwartete gerade die Ergebnisse seiner schulischen Abschlussprüfungen, als sich sein Leben für immer veränderte: Er wurde im November 2005 von Angehörigen der nigerianischen Armee festgenommen und seinen Angaben zufolge in die Hand geschossen und brutal auf Kopf und Rücken geschlagen, bevor man ihn anklagte, weil er angeblich Handys gestohlen hatte.

Er wurde zunächst in der örtlichen Armeekaserne festgehalten, wo ihm die Soldaten eine Leiche gezeigt haben sollen. Er konnte den Toten jedoch nicht identifizieren, woraufhin die Soldaten auf ihn einschlugen.

Nachdem er auf die Polizeiwache von Ekpan im Bundesstaat Delta verbracht worden war, wurde Moses Akatugba erneut gefoltert. Seinen Angaben zufolge malträtierten ihn Polizeibeamte mit Macheten und Schlagstöcken, hängten ihn stundenlang gefesselt in Verhörzimmern auf und rissen mit Zangen seine Fuß- und Fingernägel heraus. All dies sollte ein "Geständnis" erzwingen – welches letztendlich die einzige Grundlage für seine Verurteilung darstellte.

"Die Schmerzen während der Folter sind unerträglich. Ich glaubte nicht daran, dass ich überleben würde", berichtete Moses Akatugba später. "Die Schmerzen, die mir die Beamtinnen und Beamten zufügten, sind unvorstellbar. Noch nie zuvor habe ich so eine unmenschliche Behandlung erfahren."

Botschaften der Solidarität

Die Behörden des Bundesstaates Delta erhielten Unmengen an Briefen, Postkarten und E-Mails von Unterstützerinnen und Unterstützern auf der ganzen Welt. Aus diesem Grund besuchte der Begnadigungsausschuss des Bundesstaates am 27. Juni 2014 Moses Akatugba und 118 weitere zum Tode verurteilte Häftlinge.

Moses Akatugba war überwältigt angesichts so vieler Nachrichten der Solidarität. Bereits im Oktober 2014 verfasste er einen Brief, in dem er seine Dankbarkeit ausdrückte:

"Ich kannte die Aktivistinnen und Aktivisten vorher nicht, ich habe sie nie gesehen, doch ich habe einen Hilferuf entsendet und sie haben sich in großer Zahl für mich eingesetzt. Ich wusste nicht, dass die Menschen immer noch so viel Zuneigung für ihre Mitmenschen empfinden. Ich verspreche, dass ich der Menschheit das Gleiche zurückgeben werde, um meine Dankbarkeit gegenüber allen Unterstützerinnen und Unterstützern auszudrücken. Ich habe dafür gebetet, dass Gott ihre Taten vergüten und sie bei allem, was sie in diesem Leben angehen, segnen möge. Ich verspreche, dass ich mich, wenn ich aus der Haft entlassen werde, für die Befreiung von Folteropfern und zum Tode Verurteilten einsetzen werde, die das gleiche Unrecht erleiden wie ich. Ich liebe euch alle. Die Briefe, die ich erhalten habe, geben mir Hoffnung. Wenn ich höre, wie viele Menschen sich für mich einsetzen und was Amnesty International alles für mich tut, macht mich das zum glücklichsten Mann der Welt."

Weitere Informationen zur Kampagne "Stop Folter"  finden Sie hier.

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